Donnerstag, 29. Dezember 2011

Dumm oder edel?

Sind Menschen „dumm“, wenn sie „gratis“ arbeiten oder „edel“, weil sie sich für die Gesellschaft engagieren? Es ist eine Frage der Haltung, die darüber entscheidet. Die Haltung der Freiwilligen selbst natürlich, mit der sie ihre Motivation vermitteln, aber auch die Haltung der Organisationen, die Freiwilligenengagement herablassend oder aber mit Inbrunst managen sowie die Haltung des Staates, der von den erbrachten Hilfs- und Dienstleistungen ebenfalls profitiert.
Das Bild der Freiwilligen ist im Wandel begriffen, die Ehre alleine zählt nicht mehr. Wer wird in Zukunft freiwillig tätig? Nur jene, die Zeit haben, also ältere Menschen oder Menschen ohne Arbeit, wie viele befürchten? Dass arbeitslose Menschen andere Sorgen und daher andere Prioritäten haben als sich freiwillig zu engagieren, hat der Freiwilligenbericht ja aufgezeigt, aber auch die Gesetze sind streng, arbeitslose Menschen dürfen sich ja gar nicht engagieren, sonst verlieren sie ihre finanzielle Unterstützung... Also: Es bleiben die SeniorInnen, aber die wollen – soferne sie nicht ohnehin schon engagiert sind – meist gar nicht, auch das hat der Bericht klar gemacht.
Oder wird zukünftig ohnehin nahezu jeder Mensch freiwillig tätig, wie manche überzeugt sind, weil Unternehmen es theoretisch und praktisch befürworten, Gemeinden umfassend organisieren, Organisationen vielfältige Möglichkeiten bieten und der Staat es großzügig fördert?
Alles ist möglich. Europäische Jahre zeigen langfristige Wirkungen, nicht spektakulär, aber auf der konkreten Arbeitsebene. Als Vorbereitung für das Berufsleben steht Freiwilligentätigkeit bei jungen Menschen schon seit längerem hoch im Kurs, wenn dies besser abgesichert wird, hilft das den jungen Freiwilligen heute UND morgen. Dann verkommt es nicht zum demütigend Noch-immer-nichts-verdienen, sondern kann wieder von Freude und Ehre profitieren.

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